Bereit zur Rettung: (M)ein quietschgelber Golf und die „gelben Engel“

Autor: Anselm Bußhoff – @offpulse

Wie meine Eltern gegen Ende der 1970er Jahre an das Auto gekommen sind, weiß ich nicht mehr: Es war ein gebrauchter VW Golf, der damals zu uns fand. Er war quietschgelb und das erste Auto, das ich wenige Stunden nach bestandener Führerscheinprüfung fahren durfte.

Genau so sah er aus – mein erster und bislang letzter VW Golf. Bild: Volkswagen AG

Zuvor hatte ich den Zug nach Freiburg genommen, um dann meine Mutter, die damals als Krankenschwester im Josefskrankenhaus arbeitete, vom Spätdienst nach Hause zu fahren. Auch wenn sie sich nichts anmerken ließ, muss sie recht nervös auf dem Beifahrersitz gesessen haben. Später hat sie dies einmal gestanden.

Einige Zeit danach wurde der Golf dann mein erstes Auto. Meine Eltern hatten sich einen farblich dezenteren Ford Fiesta gekauft und mir das auffällige Gefährt gegen die Überlassung meines ersten Sparvertrags übereignet.


Wie viele Kilometer ich mit dem Golf zurück gelegt habe, kann ich heute beim besten Willen nicht mehr sagen. Ich erinnere mich aber, nicht alle Fahrten führten auf Anhieb ans Ziel. So war ich auch bald Mitglied im Autoclub der „Gelben Engel“. Gleich zweimal zerbarst die Windschutzscheibe. Zur damaligen Zeit bedeutete dies: Das Frontglas zerbröselte in lauter kleine Stücke, die die Weiterfahrt für einen Moment zum Blindflug machten. Der Fahrtwind löste dann aber nach und nach die ersten Teile aus dem Scherben-Puzzle und ermöglichte so das Erreichen des nächsten Rastplatzes.

Doch auch nach München rollte der Golf eines BVB-Fan nicht widerstandslos. Dabei ging‘s nicht mal zu einem Fußballspiel, sondern lediglich auf einen Katholikentag. Rein farblich entsprach sein Gelb denn auch eher der Farbe des Vatikans als dem etwas gedeckteren Tönen des Dortmunder Ballspielvereins Borussia (BVB) – oder des ADAC. Dank dessen Eingriff sind wir am Ende doch in der bayrischen Landeshauptstadt angekommen.

Weit kleinteiliger als auf diesem KI-generierten Bild zerbröselte Anfang der 1980er Jahre gleich zweimal die Windschutzscheibe meines VW Golf. Bild: KI-generiert (Copilot – unterstützt von Dall-e)

Viele Kilometer später war es dann der Heckkotflügel, der unter der Last eines Schraubenziehers nachgab. Der Mitinhaber einer freien Kfz-Werkstatt wollte mir durchs gezielte Durchstoßen rostiger Stellen deutlich machen: Das Geld für den TÜV könne ich mir sparen. Er wäre aber bereit, das Auto kostenfrei zu verschrotten. Ein Vertrag zur endgültigen Abmeldung und Verschrottung des Fahrzeug wurde unterschrieben.

Als dieses einige Zeit später doch wieder im Straßenverkehr gesichtet und an den Aufklebern zweifelsfrei als das einst mir gehörende identifiziert werden konnte, stand die Geschäftsbeziehung mit dem Werkstattbesitzer kurz vor einem Eklat. 500 Deutsche Mark war ihm mein erster und letzter Golf im Nachhinein dann doch noch wert. Das zerrüttete Vertrauen war damit aber nicht mehr zu kitten. Zur Automarke habe ich später wieder zurückgefunden – aber einen Golf bin ich seit der jähen Trennung nie mehr gefahren.

Erinnerungen an den Golf

Wie war das damals? Fünf Redakteurinnen und Redakteure der Badischen Zeitung haben in der Ausgabe vom 29. März 2024 erzählt, wie sie den Golf früher erlebt haben. Von Omas mintgrünem Auto bis zu Raumschiff-Geräuschen (BZ Plus): https://www.badische-zeitung.de/fahrende-musikanlagen-und-sechs-jahre-ohne-tuev-was-unsere-redakteure-mit-dem-vw-golf-erlebten

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